Wie definiert sich eigentlich ein guter Mensch? Was muss er für Ansprüche erfüllen? Wie sind eigentlich die gesellschaftlichen Moralvorstellungen zum Adjektiv "gut" und kann man in einer kapitalistisch geprägten Welt überhaupt Gutes tun ohne sich selbst zu verlieren?

Diese Fragen stellte am vergangenen Wochenende die 12. Klasse der Freien Waldorfschule Benefeld ihrem Publikum.Seit den Sommerferien probten die Schüler:innen ihre Inszenierung des Klassikers "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht. Auch wenn das Stück mittlerweile nicht mehr ganz jung ist, uraufgeführt wurde es 1943, so ist es vielleicht aktueller denn je. Das bewegte auch die Benefelder Klasse, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Bevor es für sie nämlich je nach Abschlussziel in den Realschulabschluss- oder Abiturvorbereitungs-Modus geht, hatten die Schüler:innen noch einmal die Möglichkeit ein gemeinsames großes Theaterprojekt auf die Beine zu stellen, dessen Resultat sich sehen lassen konnte. Unterstützt und angeleitet wurden sie dabei von Kunstlehrerin Undine Zinke, die sich theaterpädagogisch intensiv mit der Klasse um moderne Inszenierung, beeindruckendes Bühnenbild und für sich sprechende Kostüme und Requisiten kümmerte. Auch konnten die Schüler:innen auf den Support weiterer Lehrkräfte, darunter Englischlehrerin Ivona Linden, zählen.

Und so durfte das Publikum am 23. und 24. September eintauchen, in die quirlige Provinz von Sezuan, in der die Prostituierte Shen Te sich durch ihr naives und gutmütiges Verhalten selbst in solch eine finanzielle Schieflage brachte, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich in ihren eigenen bösartigen und raffgierigen Cousin zu verwandeln und in gekonnter Kostümierung eine Doppelidentität zu leben, die ihr zum Einen erlaubte gutherzig und mild zu sein, andererseits jedoch Geld zu erwirtschaften und Arbeiter auszubeuten. Ein komplexes Stück mit tiefgründigem Inhalt, dass die 12. Klasse mit feinem Humor in ein unterhaltsames, nachdenklich stimmendes und höchst anspruchsvolles Werk verarbeitete. Neben den Hauptdarstellern glänzten insbesondere auch die Nebenrollen mit kleinen Gesten, spannenden Einlagen und schauspielerischem Geschick. Dass die Gäste an beiden Abenden begeistert waren, zeigte sich im Applaus und den Standing Ovations und auch die Spendenkasse, die für die Finanzierung der Abschlusskunstreise bereitstand und an der sich auch die Volksbank und Sparkasse beteiligte, konnte aufgefüllt werden. Verdient haben es die Schüler:innen defintiv.

Foto: Roland Jaschke

Text: Annalena Horl

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.

Intern