Gedenkstättenbesuch in Bergen-Belsen - der Versuch, Erinnerungsorte sprechen zu lassen.

Vor 74 Jahre befreiten britische Soldaten am 15. April 1945 das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Das Lager war von der deutschen Wehrmacht nach 1941  für russische Kriegsgefangene genutzt worden, die hier unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht waren. Ab 1943 richtete die SS ein sogenanntes Austauschlager für Juden aus den Niederlanden und Ungarn ein. Allein im  Konzentrationslager verendeten 52. 000 Kinder, Frauen und Männer unterschiedlichster Nationalitäten,  Religionen und politischer Überzeugungen aufgrund brutaler und erniedrigender Behandlung. Die Fakten sind schnell im Klassenraum erzählt oder im Internet „gegoogelt“. Wozu sollten die Schülerinnen und Schüler zur Beschäftigung mit diesem Thema also die Schulbank verlassen? Wozu die Anfahrt zu diesem Erinnerungsort des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte auf sich nehmen?

Die wenigsten Schülerinnen und Schüler der Klassen 12 a und 12 b der FWS Benefeld, hatten vor dem Gedenkstättenbesuch  im Januar und März 2019 schon einmal eine KZ-Gedenkstätte besucht. Am Ende dieses Besuches wird die Bedeutung der Konfrontation mit einem schwierigen Erinnerungsort in den Antworten der einzelnen Schülerinnen und Schüler deutlich:

„In Bezug auf mich und mein Leben dient der Ort dem Gedenken vieler Menschen, denen es verwehrt war, so zu leben wie es mir möglich ist. Er ist ein Pol der bewussten Wahrnehmung unserer bzw. meiner Vorteile im Leben.“ (Matthias 12 a)

 

 „Im Unterricht hat man eine gewisse Distanz zu den Geschehnissen, da man trockene Texte liest, die Jahre her sind. Aber wenn man vor Ort ist, wird einem das erst bewusst, was geschehen ist. Ich schätze es, nach unserem Besuch, das Privileg zu haben, in einer Demokratie großgeworden zu sein, in der Frieden herrscht und keiner um sein Leben kämpfen muss.“  (Julia 12 b)

 

„Bis man in Bergen-Belsen war, hat dieser Ort wenig mit einem selbst zu tun. Dann geht man über den Platz, wo alles gestanden hat und alles passiert ist und versteht mehr, wie schlimm es dort eigentlich war. Wenn man nur in seinen eigenen vier Wänden ist und eine Doku über Bergen-Belsen anschaut, ist es nicht so wirksam wie der Ort selbst.“  (Charlotte 12 a)

„Man geht diese Wege und dann muss ich einfach daran denken, wie elend sich die Menschen gefühlt haben müssen. Es gab keinen Ausweg.“ (Celine 12 b)

„Die Ausstellung war heftig. Ich hatte mich innerlich darauf vorbereitet schlimme Sachen zu sehen, aber geholfen hat das nicht wirklich.“ (Liesbeth 12 a)

„ Schon diesen kleinen Bruchteil unserer Geschichte zu sehen hat mich sprachlos gemacht. Es hat mich nicht nur traurig gemacht, sondern auch wütend. Ich meine, es ist falsch, zu denken, dass so etwas nie wieder passieren wird. Im Gegenteil, ich denke, wenn es einmal möglich war, ist es auch in Zukunft möglich. Ich glaube, aber auch, dass es unsere Aufgabe als Gesellschaft ist, alles daran zu setzen, so etwas nicht zuzulassen.“ (Märtha 12 b)

„Ich finde es wichtig zu wissen, was unsere Vorfahren an uns Menschen verbrochen haben. Ich finde es wichtig, den vielen zu Tode gekommenen des Konzentrationslagers Aufmerksamkeit zu geben und ihnen Respekt zu zollen für das, was sie erleiden mussten.“ (Marianne 12 a)

 

„Wir sollten dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Besonders jetzt, wo der Faschismus wieder in den Vordergrund rückt, sollten wir bewusst unsere Welt und Politik gestalten.“ (Merlin 12b)

„Dieser Ort macht klar, was der Mensch für ein grausames Wesen sein kann und bringt die düstere Seite des Menschen zum Vorschein.“  (Reiko 12b)

„Da wir selbst alle Menschen sind, müssten wir aufpassen, dass so etwas nie wieder passiert. Wir müssen dafür sorgen, dass sich alle Menschen gegenseitig respektieren und akzeptieren.“ (Sharon 12b)

„Das große Holzkreuz hat mich besonders beeindruckt. Die Menschen, die überlebt haben und eigentlich weggehen könnten, bleiben an diesem schrecklichen Ort, um für die vielen Verstorbenen en Kreuz aufzustellen“ (Daniel 12 b)

Julia Bouzerar (Geschichtslehrerin)

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